Nach dem Willen der Frankfurter Stadtpolitik soll die ikonische Theateranlage am Willy-Brandt-Platz abgerissen und von einem Neubau für die Städtischen Bühnen abgelöst werden. Gewünscht ist ein Leuchtturmprojekt von internationaler Strahlkraft, ein neues Bilbao am Main. Wo dieses errichtet werden soll, weiß man allerdings noch gar nicht. Die CDU kann sich gut das Raab-Karcher-Gelände im Bereich des Ostbahnhofs vorstellen, SPD und Grüne hingegen tendieren dazu, die Oper in der Wallanlage gegenüber dem heutigen Gebäude zu errichten und dieses dann nach Umzug der Oper durch ein neues Schauspielhaus zu ersetzen. Als Standorte für jeweils eines der beiden Häuser sind auch die Wallanlagen gegenüber der Alten Oper und der Kulturcampus an der Bockenheimer Warte im Gespräch.
Mit allen neuen Standorten sind aber Zielkonflikte mit anderen Nutzungen verbunden. Für das Grundstück am Osthafen verfügt der Baustoffhändler über einen langjährigen Pachtvertrag, und eine Großstadt benötigt auch Gewerbe- und Logistikflächen. Der dortige Standort ist mit Schiffs- und Zugverkehr umweltfreundlich erschlossen, während für den Personennahverkehr die Anbindung wesentlich schlechter wäre als am Willy-Brandt-Platz.
Die Standorte in der Wallanlage sind im Konflikt mit dem Wallservitut von 1827, welche die nach dem Abriss der Stadtbefestigung entstandene Grünanlage nachhaltig vor Bebauung schützen soll. Ein Neubau hier wäre weder denkmalpflegerisch, städtebaulich-freiraumplanerisch noch ökologisch überzeugend.
Nach langjähriger Planung sind am Kulturcampus in Bockenheim bereits Neubauten für ein Zentrum der Künste (u.a. für das Frankfurt Lab) und Neubauten für Hochschule für Musik und Darstellende Kunst vorgesehen. Ob und wo hier Platz wäre für eine der beiden Bühnen, ist eine noch nicht beantwortete Frage.
Erste Entwürfe
So wenig es ein Grundstück für den Neubau bzw. die Neubauten gibt, geschweige denn eine inhaltliche Konzeption für die Zukunft der städtischen Bühnen, so wenig fehlt es an Akteuren der Immobilienwirtschaft, die sich für dieses Projekt ins Spiel bringen. Lukrativ ist nicht nur die Entwicklung des Neubauvorhabens, sondern auch das Filetgrundstück, welches bei Abriss der heutigen Theaterdoppelanlage frei wird.
Bereits 2018 taten sich die Projektentwickler Martin Wentz (früher Planungsdezernent von Frankfurt, heute Geschäftsführer der Immobilienentwicklungsgesellschaft WENTZ & CO. GMBH) und Heinz-Günter Lang (Lang & Cie. Real Estate AG) mit weiteren Mitstreitern unter dem Label „Stiftung neue Oper Frankfurt“ zusammen und präsentierten der Öffentlichkeit einen ersten Neubauentwurf. Knapp zwei Jahre später zog die Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH nach und veröffentliche in ihrem Namen einen Entwurf des Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam für das Gelände am Ostbahnhof.