von Alfons Maria Arns
Integraler Bestandteil der 1963 eröffneten Theaterdoppelanlage sind jene drei Kunstwerke namhafter Künstler, die im Zusammenhang mit dem Neubau als „Kunst am Bau“-Projekte von der Stadt Frankfurt in Auftrag gegeben wurden: die Wolken (1963) des ungarischstämmigen Künstlers Zoltán Kemény (1907-1965), das Großgemälde Commedia dell’arte (1958/59) von dem Maler und Grafiker Marc Chagall (1887-1985) und schließlich die Bronzeskulptur Standing Figure: Knife Edge des englischen Bildhauers und Zeichners Henry Moore (1898-1986).
Während die riesige Deckenskulptur Wolken mit ihrem illusionistischen sphärischen Schweben im scharfen Kontrast das nüchterne Foyer ausfüllt, wirkt das ungemein farbige zirkusartige Welttheatergemälde Commedia dell’arte, im Saal zwischen Theater und Oper platziert, wie ein Bühnenbild, das einen Vorschein dessen gibt, was auf der Bühne passiert. Die Bronzeskulptur Knife Edge dagegen nimmt direkten Bezug auf einen stehenden menschlichen, spiralartig verdrehten Körper; jenes „Material“, das auf der Bühne von Sprech- und Musiktheater erst noch der Formung bedarf.
Einen ersten Eindruck dieser „Kunst im Bau“ vermittelt die zur Eröffnung erschienene, vom damaligen Amt für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung der Stadt Frankfurt am Main herausgegebene Broschüre Zoltan Kemeny Deckenskulptur im Frankfurter Theaterfoyer (mit Fotos von Trebor, d.i. der Fotograf Horst Robert Kratzmann und Essays von dem Architekten Hannsgeorg Beckert, dem damaligen Generalintendanten Harry Buckwitz, dem Künstler Z. Kemeny und dem Kunsthändler und damaligen Direktor des Frankfurter Kunstvereins Dr. Ewald Rathke).
Die Broschüre zeigt eindringlich, dass mit dem geplanten Abriss nicht nur die Architektur, sondern auch die Kunstobjekte selbst und ihr angestammter Platz bedroht sind.