100 Mio. € bislang versteckte Euro Mehrkosten der „Kulturmeilenlösung“ für die Städtischen Bühnen sind nun eingepreist. Die im Memorandum of understanding vor einem Jahr vorgesehenen Zahlungen beliefen sich mit der zu berücksichtigenden Abzinsung auf einen realen Betrag von 116 Mio. € (bei einem Zinssatz von 2,5%). Laut neuer Rahmenvereinbarung der Stadt Frankfurt am Main mit der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen und der Frankfurter Sparkasse vom 10. Juli 2024 steigen die Kosten für den Erwerb des Grundstücks an der Neuen Mainzer Straße für den Neubau des Schauspiels auf 210 Mio. €. Damit wird die von der Stadt angestrebte Kulturmeile mit insgesamt 1,58 Mrd. € rund 200 Mio. € teurer als der mögliche Neubau der Doppelanlage am bisherigen Standort.
Wir hatten bereits im Dezember 2023 (siehe http://zukunft-buehnen-frankfurt.de/2023/12/12/die-kosten-fuer-das-grundstueck-neue-mainzer-strasse-47-51/) darauf hingewiesen, dass bei der Helaba durch den Wegzug Kosten von etwa 245 Mio. € entstehen und damit die Gesamtkosten des Projektes in die Höhe getrieben werden. Selbst der neue erhöhte Preis erhält unserer Kostenschätzung nach noch versteckte Mehrkosten für die Helaba von 40 Mio. €.
Doch trotz Haushaltskrisen wird die Politik wohl an dieser Variante festhalten. Die Logik heißt Gesichtswahrung. Wenn man von den blumigen Narrativen um die Kulturmeile absieht, ist längst klar: Der Kaiser ist nackt. Der neue Standort für das Theater ist wesentlich schlechter gelegen als der alte, er ist deutlich teurer und erfordert den Abriss eines weiteren Gebäudekomplexes von 39.000 qm – ein ökologisches Desaster. Und selbst für die Beschäftigten des Theaters ist die Version Kulturmeile fatal: Etwa sieben Jahre müssen Sie länger im Bestandsbau ausharren.
Es gäbe viele Lösungen, die besser wären als der eingeschlagene Weg. Neben der sinnvollsten und (wegen des im Besitz der Stadt befindlichen Grundstücks am Willy-Brandt-Platz) kostengünstigsten Option – der Theater-Doppelanlage am alten Standort – wäre auch ein Neubau des Theaters auf dem Signa-Grundstück Opernplatz 2 (ehemals Möwenpick) oder ein Umzug des Theaters auf die Zeil und mithin in die Nähe seines Ursprungsorts an der Hauptwache städtebaulich wesentlich besser als die sogenannte Option „Kulturmeile“.
Aber einmal eingeschlagene Wege will keiner verlassen, und so soll das Schauspiel zwischen zwei Hochhäusern in der Straßenschlucht einer der am stärksten befahrenen Straßen der Frankfurter Innenstadt (mit über 25.000 Kraftfahrzeuge täglich) eingezwängt werden. 210 Mio. € sollen für einen Grundstückskauf ausgegeben werden, obwohl die Stadt über ein für den Zweck besser geeignetes Grundstück selber verfügt
Wie beim Großprojekt Stuttgart 21 können sich die Bürger*innen und Steuerzahler*innen darauf gefasst machen, dass der jetzigen Hiobsbotschaft weitere in Salamitaktik folgen werden. Denn weder sind bislang alle Kosten eingepreist noch alle Risiken des Vorgehens benannt.
Alfons Maria Arns (Freier Kulturhistoriker), Prof. Dr. Maren Harnack (Frankfurt University of Applied Sciences), Martina Metzner (freie Journalistin, abaut), Prof. Dr. Philipp Oswalt (Universität Kassel)