STATEMENT VON MICHAEL SCHUMACHER ZUR ZUKUNFT STÄDTISCHE BÜHNEN FRANKFURT
„Die Haltung zum Abriss ist natürlich, dass man das nicht richtig verstehen kann. Wir leben ja in einer Zeit, wo der CO2-Ausstoß sehr massiv in den Fokus geraten ist und da wäre es natürlich eigentlich besser zu erhalten, was zu erhalten geht. Und außerdem bin ich auch der Meinung, dass das, was wir da erhalten können, zum Beispiel dieses Foyer, grandiose Architektur ist, dass wüsste ich jetzt nichts Besseres, was man an der Stelle bauen könnte.
Frankfurt braucht auch in dem Sinne kein Signature-Gebäude, wir haben die Skyline. Eigentlich haben wir alles an der Stelle, außer vielleicht einer funktionierenden Haustechnik und bestimmten negativen Auswirkungen innerhalb der Theateranlage.
Die Kulturmeile ist für mich die zweitbeste Lösung. Der Erhalt der Anlage, der Umbau der Anlage, an der Stelle der Doppelanlage, in der heutigen Zeit einen Punkt damit zu machen, dass man eine Anlage hat, in der schon Reste vom 19. und vom 20. Jahrhundert stecken, das ist Präferenz eins. Und danach würde ich sagen, ist wahrscheinlich die Kulturmeile auf jeden Fall mal besser, als ein Gebäude isoliert in die Anlagen zu stellen.
Die Zukunft der Oper könnte so ausschauen, dass man ein Interim sucht für beide oder für eins, je nachdem welche Lösung kommt. Und dieses Interim finde ich jetzt auch nicht so chancenlos oder nicht nur ein Kostenpunkt, sondern andere Städte machen es ja auch vor, dass so ein Interim möglicherweise mit einer Nachnutzung versehen der Startpunkt für einen neuen Stadtteil sein kann. Aber so ein Interim könnte auch für die Institutionen eine Verjüngung darstellen, für die Besucher eine andere Sichtweise.
Und dann wäre in meinen Augen die beste Lösung an dem Standort zu bleiben, in der Doppelanlage, in einer dann an drei Seiten deutlich verbesserten – an der vierten Seite ist es meiner Ansicht nach überhaupt nicht zu verbessern, das Glasfoyer ist grandios – aber an den anderen Stellen könnte man städtebaulich natürlich etwas schaffen.
Wenn ich jetzt in zehn Jahren denke, das wäre etwas, wo man mit strunzen könnte, wo man sagen könnte, das ist die Art, wie man heute mit Architektur umgeht, nicht indem man neue Signature-Gebäude macht von irgendwelchen Star-Architekten, sondern indem man Anlagen, die so historisch gewachsen sind, so aufwertet, dass sie den städtebaulichen Bedingungen gerecht werden und natürlich den, für die sie geschaffen sind, nämlich dem Theater und der Oper.“
Michael Schumacher, geboren1957 in Krefeld, studierte Architektur an der Universität Kaiserslautern und der Städelschule Frankfurt/Main bei Peter Cook, freie Mitarbeit bei Norman Foster, seit 1988 Büroinhaber von schneider+schumacher mit Till Schneider, Gastprofessur Städelschule Frankfurt/Main im Jahr 2000, Landesvorsitz des BDA Hessen von 2004 bis 2009, seit 2007 Professor für Entwerfen und Konstruieren an der Leibniz Universität Hannover. Er ist Mitglied im AIV. Michael Schumacher lebt in Frankfurt/Main.
Ein Kommentar zu “„Erhalten, was zu erhalten geht“”